18.05.2020 Anja Koemstedt
"Notizen aus dem Papierkorb"
als hätt die erde den himmel
ich stand vor einem monolithen aus glas und
stahl und wurde nüchtern ums herz
wie er so wild ankernd in blauen tiefen
ehern verkeilt in den ihn fliehenden äther
sich schob floor um floor ins offene nichts
es zu erschließen
ich wich einen schritt zurück in taghelle nacht
ein blasser mond tanzte verschämt in der ecke
vergilbte teppiche flogen auffordernd umher
aus zeiten noch echter gemäuer
niemand stieg auf
augenlichter suchten nach halt
(meines war auch unter ihnen)
und trafen sich mal in der milchbar
mal links hinterm canale grande
(der eigentlich canal street hieß)
wo bereits anderes schattengewächs
luftwurzeln geschlagen hatte
im sog des nichtsagbaren/ unmöglichen/ des
unverschämt nackten soseins
es ist wie es ist flüsterte mir jemand zu
das hieße es auszuhalten
ich krallte ihn mir und sagte ihm dies:
dein alles zersetzender realismus dein gestus
des zeigefingers macht mir das mondlicht kaputt
und dann?
dann fallen die schafe vom himmel
die spur des südens wird sich verflüchtigen in
kondensstreifen bar jeden sinns
dann werden auch diese schwinden
nur vögel werden noch zeugen vom fliegen
vereinzelt vielleicht ein teppich
und wer es sehen mag
ein durstiger fisch
zurück zum alphabettínenblog
Copyright Anja Koemstedt 2020.