erkennung

15.06.2019    Maja Linthe    "Bloggen mit Hut"


Bloghut

Wir haben einen Blog geschrieben, wir das waren anja,  carmen, claudia b., claudia s., konstanze, marion, ricarda und ich. Und ja, wir haben ihn fertig geschrieben, weil er zu Ende geschrieben wurde (was bei einem Blog ja scheinbar selten passiert), weil wir sein Ende herbeigeschrieben haben, bis heute. Wir publizierten etwa 300 kurze, zeitlich unterbrochene, flüchtige Texte im Netz, in 17 Kategorien (Ricarda hat das gezählt) und versuchten selbstverständlich die Möglichkeiten des Blogs zu nutzen, indem wir über die reine Schriftlichkeit hinausgingen. Denn dieser Blog enthielt neben unseren Blogtexten auch Fotos, Videos und Audios, enthielt manchmal unsere tippenden Hände, unsere Stimmen, unseren Blick. Unsere Texte wurden hier in diesem Blog kopier- und teilbar und sind dadurch netztauglich geworden. >Manchmal haben wir gemeinsam schreibend in die "Nacht" geschaut oder zusammen "Musik" gehört. Sogar eine weitere Bloggerin haben wir erfunden (aber eigentlich war es Sybil, die sie erfand) und für sie eine "Runde" geschrieben, eine, an der sich alle Bloggerinnen beteiligt haben. Wir schrieben über sieben Jahre hinweg, Woche für Woche (wenn wir es nicht aus Versehen vergessen hatten) und schrieben doch für den Tag, für den Augenblick. Erst wenn wir zurückschauen, haben wir die Jahre, das große Ganze im Blick. Für die Rückschau haben wir unsere Texte neu gemischt, manche vergessen und manche verworfen. Aber selbst die vergessenen und verworfenen werden eine Spur hinterlassen im Netz, eine Spur unseres Netzspaziergangs, den wir, die bloggenden alphabettínen, gemeinsam unternommen haben (selbst wenn manche schon vor dieser Zielgeraden hier abgebogen sind). Schauen wir zurück, ist der Blog zu Ende geschrieben worden, fast wie ein Buch. Aber dennoch lesen wir nicht nur den Blog vom Ende bis zum Anfang, von vorne nach hinten, sondern können ein Stück weit beobachten, wie er entstand, wie wir aufeinander geantwortet, wie wir Dinge ausprobiert haben, sie wieder fallen ließen, anderes beibehielten. Wir sind auch sieben Jahre lang mutig gewesen beim Schreiben, haben manchmal nicht ganz fertig geschrieben, nicht jeden Tonfall geprüft und es trotzdem veröffentlicht. Nach und nach stellen wir nun diese Text-, Bild- und Klangcollage, die wir gemeinsam erstellt haben, zurück ins Netz, weil sie dort ja auch hingehört, nur an eine andere Stelle. Wir lassen diesen neuen Blogtext mit sich selbst sprechen, stellen ihn hinein in andere (Jahres-)Zeiten, in eine andere Abfolge, ein anderes Design. Ein Stück weit schreibt sich der Text dadurch neu. Wir haben also viele unserer Blogposts umgezogen in ein anderes Zimmer, eines, das stetiger ist als dieser Blog hier, der eher einem Wohnwagen gleicht als einem richtigen Zimmer. Kommt bitte und besucht uns auch dort. Denn nicht nur wir können nun unsere eigene, fertige Geschichte, die auch ein Teil der alphabettínen-Geschichte ist, unseren eigenen Blog betreten, sondern auch ihr mit uns. Wir danken euch dafür, dass Ihr Anteil genommen habt, dass Ihr uns manchmal sogar in unsere Blog-Geschichte hineingeschrieben habt, hier in den Kommentaren, auf Facebook oder per Mail, wie auch immer. Hier an dieser Stelle ist unser Blog eine fragile Buchstabenwolke und wird als solche verschwinden, wird sesshaft werden, nach und nach, im Zuhause der alphabettínen-Homepage. Wir verabschieden uns. Ich ziehe meinen Hut.



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