"September
Ich habe das Familienerbe aufgegessen, Löffel für Löffel, in weniger als zehn Minuten.
Im Badspiegel sieht mich ein Gesicht an, das nicht so aussieht, wie es aussehen sollte:
die Lippen schwarzblau und die Zähne ebenso. Ich lecke mit der schwarzblauen Zunge über
die Lippen und die Zähne, in der Hoffnung, das Schwarzblau werde weniger.
Nichts wird weniger, nicht die Farbe und nicht der Geschmack, so intensiv, wie ich ihn
bisher nicht erlebt habe und sicher nie wieder erleben werde.
Süß und säuerlich, leicht und schwer, reif und beschwingt, ölig und holzig, zu viel an
Geschmack und viel zu viel an Farbe.
Auf dem Küchentisch zurückgeblieben ist das Einweckglas mit dem samtenen Bodensatz, einer
winziger Restpfütze mit zwei verschrumpelten Kügelchen, auf dem Glas ein gezacktes Etikett,
kaum noch lesbar, eine Jahreszahl, daneben der Deckel mit dem brüchigen Gummiring und der
Löffel, schwarzblau verfärbt wie meine Lippen, wie meine Zähne, wie meine Zunge."
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ed.nenittebahpla@tkatnok
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