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Claudia Schattach

Auszüge aus der Novelle "Anschwängerung"

Ich muss ihr ähnlich sehen. An diesem neunten Geburtstag nämlich, als meine Großmutter mir das Haar kämmte, murmelte sie, ich hätte das Haar meiner Mutter, dieses widerspenstige, schwarze Haar meiner Mutter. Und sie kämmte und kämmte, und hörte gar nicht mehr auf zu kämmen, zog an meinen Haaren, und ich wagte nicht, mich nach ihr umzudrehen, weil es sich anhörte, als würde meine Großmutter weinen. Aber meine Großmutter weinte nie, und mein Instinkt sagte mir, dass ich mich auf keinen Fall zu ihr umdrehen dürfe, als würden wir beide zu Stein, wenn ich es täte.
An diesem Tag durfte ich meine schwarzen Locken offen tragen. Das schwere Haar, sonst immer in strenge Zöpfe gelegt, lag mir wie eine süße Last auf den Schultern. Es war ein ungewohntes Gefühl an einem denkwürdigen Tag, der beherrscht war von der Vorstellung einer Mutter. [...]
Wir sitzen uns im Café gegenüber, Elisabeth und ich, und sie ist zufrieden. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben, mit ihrer Arbeit, und mit meiner. Keine Konkurrenz, ein wenig Verständnis, keine Konkurrenz. Für Elisabeth ist es nicht schlimm, dass ich im Verkauf gestrandet bin, wie ein verirrter Pottwal, mit überdimensionierter Stirn, hinter der sich die Hirnlappen zusammenrollen wie beleidigte Schnecken. Ich schleime mich an sie heran, und lächle. Freilich. Natürlich. Aber selbstverständlich doch. Ich lächle meine Freundin an. Man lächelt seine Freunde an. Das tut man einfach, da muss man doch nicht drüber nachdenken. [...]
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