Marion Boginski
Auszug aus der Kurzgeschichte:
"Friedrich der Zweite und seine preußische Pünktlichkeit"
Es gibt in unserer fast sechshundertjährigen Familiengeschichte ungewöhnlich viele Fälle von
vorzeitig Verstorbenen, das wusste ich. Es waren allesamt Angeheiratete, das wusste ich auch.
Mehr wusste ich nicht, bis mein Mann seinen fünfundfünfzigsten Geburtstag feierte, auf einen
Stuhl stieg und verkündete, er habe etwas Wichtiges zu sagen, etwas außerordentlich
Familienwichtiges. Beim Wort Familienwichtiges hören alle zu, denn bei einer Glasbläserfamilie
seit dem Spätmittelalter, aus der eine Dynastie wurde und heute noch ist, ist das Wort Familie
heilig, fast so heilig wie der Heilige selbst.
Alle Onkel und Tanten und Cousins und Cousinen und Neffen und Nichten hörten das Wort Familie
und sofort war es ruhig. Auf dem Stuhl stand Bertram, war sich der ungeteilten Aufmerksamkeit
bewusst, straffte seine Brust, hielt ein halbvolles Sektglas seinen vierzig Familienmitgliedern
entgegen und verkündete, er habe sich entschlossen, den Wald zu verkaufen und ein Glaswerk zu
bauen mit einer Million Flaschen pro Tag, und damit wäre unsere Familie reich, sehr reich.
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